Nachruf Kurt Gerhard Feisel
Am 15. Juli 2024 verstarb Kurt Gerhard Feisel. Er wurde am 11. Februar 1938 in Engelskirchen im Oberbergischen Kreis geboren. Nach Realschule und Gymnasium studierte er zuerst einige Semester Sinologie und Jura in Berlin. Hier begegnete er Helmut Gollwitzer, der ihn mit seinem Denken und politischen Ansätzen in der Theologie faszinierte. Gollwitzer motivierte ihn, Theologie zu studieren. Er studierte in Berlin, Marburg, Tübingen und Wuppertal (u.a. bei H. Gollwitzer, Ernst Fuchs, Jürgen Moltmann, Georg Eichholz).
Nach seinen Examina arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal, wo man ihm anbot zu promovieren. Aus familiären Gründen und aufgrund des damaligen Pfarrermangels entschied er sich gegen eine wissenschaftliche Laufbahn und arbeitete als Gemeindepfarrer von 1969 bis 1978 in Volkenrath im Oberbergischen.
1978 bewarb sich Kurt Feisel auf die Seelsorgepfarrstelle in der JVA Wuppertal, dem alten Bendahl. Das neue Strafvollzuggesetz und die Aussicht der neu gebauten Vollzugsanstalt Simonshöfchen in Vohwinkel (1980 bezogen) ließen ihn hoffen, ein modernes Seelsorgeverständnis im Strafvollzug einbringen zu können. Er verstand die Arbeit im Gefängnis von Anfang an ökumenisch und mit den anderen Fachdiensten kooperativ und engagierte sich im Aufbau ehrenamtlicher Arbeit in der Bergischen Gefängnisgemeinde. Dem Beirat der EBGG gehörte er viele Jahre beratend an.
Sein politischer Ansatz in der Theologie verband sich mit seiner gestalttherapeutischen Ausbildung zu entsprechenden Schwerpunktthemen. Vor dem Hintergrund seines unbedingten Gerechtigkeitssinnes engagierte er sich gegen Abschiebungen von Gefangenen (in Wuppertal befand sich das zentrale Abschiebegefängnis von NRW), für die Begleitung von politischen sowie von besonders benachteiligten Inhaftierten. Eine Kooperation mit unterschiedlichen Bildungs- und therapeutischen Einrichtungen (VHS, Kath. Bildungswerk, Familien- und Migrationsberatung der Diakonie Wuppertal, PSZ Düsseldorf, Wichernhaus Wuppertal, GESA u.a.) pflegte er zeitintensiv zugunsten der Begleitung von entlassenen Strafgefangenen.
Kurt Feisel war sowohl auf allen Ebenen der Justiz, als auch in innerkirchlichen Diskussionen ein fachlich fundierter, kritischer und streitbarer Gesprächspartner. Für die letzten fünf Berufsjahre wechselte er noch mal in die JVA Düsseldorf, wo er sich besonders gegen die Abschiebung von inhaftierten Frauen einsetzte. 2003 ging er in den Ruhestand. In der Flüchtlingshilfe engagierte er sich darüber hinaus.