Die Satzung der "Evangelischen Bergischen Gefängnisgemeinde e.V." (EBGG) beginnt mit dem Satz aus dem biblischen Buch Hebräer 13,3: "Gedenkt der Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene." Dieser Satz erinnert uns daran, dass der Grat zwischen einem angepassten, vielleicht bürgerlichen Leben und einem Leben mit Normverstößen oft sehr schmal ist. Vieles lässt sich mit unterschiedlichen sozialen, familiären Voraussetzungen und psychisch schwierigen Konstellationen erklären, wenn auch nicht alles. Der Gedanke aus dem Hebräerbrief mahnt zugleich zur Demut wie zur Offenheit. Die Identifikation Jesu mit Gefangenen - so beschrieben im Matthäusevangelium (Mt. 25,36): "Ich bin gefangen gewesen, ihr habt mich besucht" - ist für uns ein grundlegender Auftrag für alle Begegnungen im Gefängnis.

Die EBGG versteht eine qualifizierte Begegnung aufgrund ihres christlichen Menschenbildes ohne Ansehen der Person, ihrer Taten oder des weltanschaulichen Bekenntnisses. Sie bemüht sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um die Wiederherstellung eines gestörten Friedens zwischen Mensch und Mensch, Individuum und Gesellschaft, Mensch und Gott. Der Verein arbeitet mit den anderen im Vollzug tätigen Diensten und den Partnerinstitutionen im Bereich der Straffälligenhilfe zusammen. Er gibt sich nicht mit der "real existierenden Welt" hinter Gittern zufrieden, sondern möchte an zukunftsweisenden Entwicklungen des Strafvollzuges und seiner gesetzlichen Grundlagen im Sinne einer tragenden Resozialisierung mit- und weiterarbeiten. Hierfür bringt die EBGG innovative Ideen, Impulse und Projekte in die Diskussion um den vollzuglichen Alltag und seiner Zielsetzung ein.

In den Veranstaltungen der fünf tragenden Kirchenkreise und ihrer Gemeinden, in Bildungsveranstaltungen, Symposien und Gottesdiensten informiert der Verein über die Herausforderungen des Strafvollzuges. Er stellt Hintergründe der gesellschaftlich sensiblen Themen wie Normverstöße, Kriminalität, Suchterkrankungen und (Re)Sozialisierung vor und bringt biblisch-theologische Ansätze in das diskursive Gespräch ein. So kann man den Gedanken der Resozialisierung bereits im Alten Testament entdecken. Der christliche Leitgedanke "Versöhnen statt Strafen" ist durch das Wirken und Verkündigen Jesus von Nazareth begründet. Auch wenn der Vorrang der Versöhnung historisch nie in einem gesellschaftlichen System politisch und juristisch realisiert werden konnte, bleibt sie Aufgabe und Ziel.

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